Einsätze
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Vor dem Posten an die Folgen denken

Bei der Frage nach den belastendsten Einsätzen wird von Feuerwehrleuten mit am häufigsten genannt: „Wenn Angehörige oder Freunde betroffen sind.“ Allein schon die Vorstellung ist gruselig: Man nähert sich der Einsatzstelle und erkennt plötzlich das Auto der Frau, des Sohnes oder eines guten Freundes.

Ein ähnliches Erschrecken kann heute auch ganz andere Menschen überkommen, die nichtsahnend am PC oder auf dem Smartphone die neusten Meldungen bei Facebook oder WhatsApp verfolgen. Und plötzlich ein ihnen bekanntes Auto sehen, das sich um einen Baum gewickelt hat – mit der Unterschrift: „Der Fahrer verstarb noch an der Unfallstelle.“

Die neuen Medien machen das möglich, weil ein Bild schnell gemacht, eine Nachricht schnell gepostet ist. So schnell, dass es oft gar nicht möglich ist, vorher eine Todesnachricht ordentlich zu überbringen. Denn es braucht seine Zeit, bis die Identität eines Verstorbenen zweifelsfrei ermittelt ist und feststeht, wem diese Nachricht zu übermitteln ist und wo sich diese Person aufhält. Dann müssen sich Polizei und Notfallseelsorger erst noch auf den Weg machen und sich kurz über das weitere Vorgehen abstimmen. Das alles kostet Zeit und kann sich – wenn die Dinge nicht so klar liegen – leicht über mehrere Stunden hinziehen.

Wenn Menschen vom plötzlichen Tod eines engen Angehörigen erfahren, bricht für sie oft eine Welt zusammen. Und die Bandbreite möglicher Reaktionen reicht von völliger Apathie bis hin zu hyperaktiver Hysterie. Darum ist es wichtig, Menschen in so einer Situation nicht sich selbst zu überlassen, sondern ihnen zur Seite stehen, bis sie sich nach dem ersten Schock soweit stabilisiert haben, dass sie wieder klare Gedanken fassen können.

Wer von einem tödlichen Unfall über Facebook erfährt, wird von dieser Nachricht kalt erwischt und steht in dieser schwarzen Stunde völlig allein da. Wer dann zum Beispiel völlig aufgelöst in sein Auto springt, um zur Unfallstelle zu kommen, bringt sich und andere in Gefahr.

Um das zu vermeiden, habe ich einen Wunsch: Einsatzberichte mit Bildern von tödlichen Unfällen sollten nicht noch am gleichen Tag ins Netz gestellt werden – aus Rücksicht auf die Angehörigen.

Und bei der Auswahl der Bilder hat die Wahrung der Menschenwürde an erster Stelle zu stehen. Berichte und Fotos von Unglücksfällen finden ihre Grenze im Respekt vor dem Leid der Opfer und den Gefühlen von Angehörigen.

Pastor Bernd Paul

Beauftragter für Notfallseelsorge und Katastrophenschutz im Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg

Fachberater Seelsorge der Kreisfeuerwehr Lüchow-Dannenberg

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